Lauras Rose

20150606_173005 KopieWas wäre das Leben ohne Entscheidungen? Ständig müssen wir welche treffen – und wenn sie sich als richtig erweisen, macht uns das zufrieden, glücklich, stolz. Haben wir uns allerdings falsch entschieden, dann… na, dann sind wir zumindest um eine Erfahrung reicher. 🙂

Auch in Oma Mohrs Garten stehen immer wieder Entscheidungen an: Schneckenkorn ja oder nein? JA!!! Beete abdecken ja oder nein? In diesem Jahr NEIN!!! Den wackligen Billigkompostierer kaufen oder den stabileren mit Thermodoppelwand? Natürlich den STABILEREN MIT THERMODOPPELWAND!!! Oder auch: Tomaten schützen oder im Freien wachsen lassen?

Hmmm….

Vor allem die Tomatenfrage20150606_162819 Kopie bereitet uns immer wieder Kopfzerbrechen. Wir sind umringt von Gartennachbarn, die die zarten Pflänzchen mit aufwendigen, teils flatternden und knatternden Folienkonstruktionen bis hin zum halben Gewächshaus schützen – schließlich sollen es Tomaten warm und trocken haben. Andere Hobbygärtner in der Anlage halten dagegen nichts von diesem Brimborium, sie schwören auf die Pflege im Freien: „Des hammer seit dreißisch Jahrn so gemacht, un die Tomahde sin immer was worn!“ Nun ja.. Bei uns im Gadde gab’s im vorletzen Jahr mit wenig Abdeckung eine erstaunlich gute Ernte, aber im letzten Jahr nur Frust: Wir hatten Rücken, und die Tomaten hatten Braunfäule. Etwa viereinhalb Früchte konnten wir ernten, und das nach monatelanger Quälerei…

20150606_170515 KopieDeshalb haben wir uns dieses Jahr bei der Beantwortung der Frage „Abdecken ja oder nein“ beherzt für ein klares JEIN!!! entschieden: Die Hälfte der vorgezogenen Pflänzchen bleibt im Freien, und die andere Hälfte kommt in ein kleines Tomatenhäuschen. Womit gleich wieder die nächste Entscheidung zu treffen war: Welches Häuschen sollte es denn sein? Haus „Napoli“ etwa? Viellicht Haus „Dina“? Oder doch die Luxusvariante „Edelweiß“? Den cleversten Namen konnte Haus „GardenAngel“ für sich verbuchen, allerdings sprachen uns Bild und Beschreibung dieses Gartenschutzengels weniger an. Entschieden haben wir uns schließlich für ein Modell mit dem unschlagbaren Namen „Tomatenhaus“: mit grüner Spezialfolie, kräftigen Reißverschlüssen und kleinen Seitenfenstern. So können wir mal neugierig rein- und die Tomaten interessiert rausgucken…

20150606_170005 KopieOhne die fachkundige Supervision von Architektin Sanne wäre der Aufbau allerdings kaum zu bewältigen gewesen. Sanne hatte die Anleitung schnell verinnerlicht und ließ ihre Gesellen, darunter Oma Mohrs Freundin Hilde, stets die richtigen Handgriffe ausführen. Selbst zwei vom Hersteller eindeutig falsch platzierte Stecklöcher konnten unser Team nicht davon abhalten, das Häuschen am Ende einigermaßen stabil zu platzieren. In den nächsten Tagen werden die ersten Bewohner einziehen – und dann werden wir’s der Braunfäule schon zeigen! Was natürlich auch für die im Freien heranwachsenden Tomatenpflanzen gilt.

20150606_170032 KopieBleibt eine Frage zu klären: Warum in aller Welt heißt dieser Blogeintrag „Lauras Rose“? Ganz einfach: Weil auch Laura, eine Enkelin von Oma Mohr, vor nicht allzu langer Zeit eine wichtige Entscheidung getroffen hat. Sie hat Ja gesagt und geheiratet – und von der wunderschönen Hochzeit hat Oma Mohr eine kleine Rose mitgebracht. Die gedeiht nun in Sachsenhausen genauso prächtig wie das junge Glück und sollte zur Erinnerung unbedingt von uns fotografisch dokumentiert werden. Was hiermit nur zu gern geschehen ist.20150606_173209 Kopie

…uuuuund Äktschen!

„Wären Sie bereit, sich als Grünschnabelgärtner filmen zu lassen?“ Wir waren ganz schön überrascht, als vor ein paar Wochen Filmemacher Broka Herrmann auf uns zukam. Er drehe einen Film über die „Rückkehr der Gärten“, das „Gärtnern als Trend“. Neben dem klassischen Schrebergartentum seien auch neuere Phänomene wie „Urban Gardening“ oder „meine ernte“ Thema, so Herrmann, und auf der Suche nach potenziellen Mitwirkenden sei er unter anderem auf unseren Blog gestoßen. Die Offenheit, Lockerheit und Selbstironie, mit der wir uns als „Ahnungslose“ outen, hätten sein Interesse geweckt. Broka Herrmann, das wussten wir, hatte für seine einfühlsame Reportage „Steffi Jones: Mein Leben“ den Internationalen Medienpreis der Stadt Frankfurt erhalten. Eine Haudraufreportage würde es also nicht werden, dachten wir, und obwohl uns bei dem Gedanken, vor der Kamera zu grünschnabelgärtnern, ziemlich mulmig wurde, waren wir doch auch neugierig darauf zu sehen, wie so ein Dreh abläuft. Also sagten wir grundsätzlich zu.

Nach einem netten Vorgespräch mit dem Filmemacher und Landwirt Sven Kötter vor Ort im Beet war endgültig klar: Wir packen’s an. Und so kam es letzten Mittwoch ab 14 Uhr bei traumhaftem Wetter zu einem anstrengenden, aber auch sehr lustigen Dreh zwischen Bohnen, Tomaten und Riesenzucchini. Broka Herrmann hatte „Steffi Jones“-Kameramann Marc Nordbruch dabei, und wir waren froh, dass unsere Freundin Heike uns nicht nur begleitete, sondern auch tatkräftig mit anpackte und moralisch unterstützte. Soooo viel Unterstützung war aber zum Glück gar nicht nötig, denn die beiden Fernsehprofis verstanden es bestens, keinen Stress aufkommen und uns einfach machen zu lassen.

Und so machten wir vor der Kamera das, was wir immer machen, wenn Beetsprechstunde ist: Wir liefen mit Herrn Kötter die Parzelle ab, stellten ahnungslos Fragen und ließen uns erklären, was als Nächstes zu tun sei. Dabei hatten wir einige Aha-Erlebnisse: etwa als Herr Kötter ausgerechnet die verschrumpeltste und vergilbteste Bohne herauspflückte, aufbrach und ein paar wunderbare dunkle Feuerbohnen zum Vorschein brachte; oder als er einen der von dunklen Puscheln gekrönten, grün ummantelten Maiskolben abnahm und wie eine Banane schälte; oder als er uns ermunternte, endlich ein paar der kleinen gelben Tomaten zu ernten. Tatsächlich, die Dinger waren superreif und schmeckten wunderbar intensiv! Stolz wie Oskar ließen wir auch die anderen mal probieren.

Geschlagene drei Stunden ackerten wir im Feld: ernteten, erhielten eine Extralektion in Sachen Ausgeizen und setzten – es war der letztmögliche Saisontermin – noch ein paar Salatpflanzen ein. Als wir damit loslegten, schüttelte Herr Kötter schmunzelnd den Kopf: „Ihr wollt was einsetzen und überseht die riesige Unkrautpflanze mitten im Beet? Ts, ts, ts… Und der Boden sollte etwas kräftiger aufgelockert werden, etwa so…“ Minuten später gruben wir auf der vorbereiteten Fläche mit den Händen ein paar Löcher und hauten die Setzlinge in den Boden – die Kamera immer hautnah dabei. Dann etwas Wasser drauf und warten. Vor dem Heimweg noch mal gießen und mit einem Netz abdecken. Denn Hasen und Rehe haben immer Hunger…

Zu Hause ging es dann ohne Heike und ohne Landwirt noch weiter. Was machen die Grünschnabelgärtner mit ihrem Gemüse? Wie leben und denken sie? Und wie schreiben sie ihren Blog? Als Broka Herrmann und Marc Nordbruch um 20.15 Uhr von dannen zogen, waren wir aufgedreht, aber auch völlig platt! Wir hatten ganz vergessen, zwischendurch etwas zu essen, und ständig schwirrten uns die Bilder des Tages durch den Kopf. So muss es auch der „meine ernte“-Kundin aus Düsseldorf gegangen sein, die ebenfalls für die Story gefilmt wurde – und die sogar unseren Blog kennt. Wir senden an dieser Stelle herzliche Grüße nach Düsseldorf und an das „meine ernte“-Team. Und natürlich sind wir gespannt, wie all die Schreber-, Urban-, Hobby-, Guerilla- und Grünschnabelgärtner im fertigen Film rüberkommen. „Ach du grüne Neune“, vorläufiger Sendetermin: 23. September, ZDF.

 

Kartoffelkäfermassaker

Freude und Enttäuschung liegen oft dicht beieinander. Das gilt für den Alltag wie fürs Gärtnern. Zusätzlich zu beruflichem Stress und Sommergrippe ist Sanne am Donnerstagnachmittag in Frankfurt auf einer schwer erkennbaren Treppenstufe umgeknickt. Als sie später nach Hause kam, konnte sie kaum noch laufen, und ihr rechter Fuß war so dick, dass wir sofort ins Krankenhaus gefahren sind. Zum Glück ist nichts gebrochen, aber die Bänder sind leicht angerissen. Jetzt trägt Sanne eine stabilisierende Schiene, soll den Fuß in Maßen bewegen und vorsichtig belasten.

Also waren wir gestern, Freitagvormittag (als Selbstständige können wir uns das hin und wieder leisten), erst recht zusammen auf dem Beet, um das Nötigste zu tun. Der Anblick vor Ort war dann wieder eine schöne Überraschung: Dank des ausgiebigen Regens hatten fast alle Pflanzen noch mal einen riesigen Satz gemacht. Die ausgetrampelten Beetgrenzen waren kaum noch zu erkennen – so zugewachsen präsentierte sich das Feld: erste kleine Zucchini im Anmarsch, die Salate kurz vor dem Bersten, der dunkelgrün leuchtende Spinat fast schon auf Kniehöhe. Ernten, Unkraut zupfen und nach Ungeziefer schauen, das stand auf dem Programm – und endlich das Einsetzen der Tomatenpflanzen, die Freunde für uns vorbereitet hatten.

Das Ernten war schnell erledigt. Schwieriger und unangenehmer gestaltete sich das Beseitigen der Kartoffelkäfer, die ich an zwei Pflanzen entdeckte. Ich habe sie nicht gezählt, aber es waren etliche Tierchen, die ich von den Pflanzen abnahm und mit Unkrautblättern zerdrückte. Schon ein bisschen eklig. Aber es gibt einen Punkt, an dem heißt es nur noch: Entweder wir oder ihr! Beinahe wie im Actionfim. Parallel zur Schlacht in der grünen Hölle der Kartoffelpflanzen nahm Sanne die drei Tomatenpflanzen aus ihren Töpfen und setzte sie an einer freien Stelle im Wunschbeet ein. Loch buddeln, Pflanze einsetzen, zuschütten. Trotz lädierten Fußes eine gut zu meisternde Aufgabe. Bei der letzten Pflanze durfte schließlich auch ich mein Geschick beweisen.

Tomaten brauchen Sonne und hassen Wasser von oben. Deshalb hatten wir uns auf dem Hinweg im Gartenmarkt drei 2 Meter große Spiralstangen und ein paar Plastikhauben mit Abstandsringen gekauft – schon die etwas edlere Variante. Leider war keine Gebrauchsanweisung dabei, und dann überraschte uns auch noch ein heftiger Regenschauer. Weshalb wir ins Auto flüchteten und dort genervt die blöden Abstandsringe in die doofen Plastikhüllen friemelten. Derweil wurden die drei Tomatenpflänzchen von oben nass… Na prima. Zu guter Letzt stapften wir wieder aufs Beet und stülpten unsere wackeligen Konstruktionen über die Spiralstangen. Zwar hörten sie etwas zu hoch über dem Boden auf, doch schienen sie durchaus Schutz zu bieten. Aber das war uns zu diesem Zeitpunkt fast schon egal. Wir waren nass und wollten nur noch nach Hause.

Tomaten einpflanzen Plastikhülle

Ob das was wird?