Saisonkehraus mit Mangold

beet_umgraben_blaetterHeute haben wir den Garten winterfest gemacht: Tische und Stühle weggestellt, Bänke zusammengeklappt, Holzverschläge vor die Hüttenfenster gesetzt und Textilien gut verpackt – denn die Mäuse knabbern im Winter fast alles an. Natürlich haben wir auch ordentlich umgegraben und dabei jede Menge Laub und Sträucher unter die Erde gemischt. Denn Oma Mohr lehrt: Was aus dem Garten kommt, soll möglichst auch im Garten bleiben. Die im Boden verrottenden Pflanzenreste führen ihm über den Winter wertvolle Nährstoffe zu, und so wird uns das Beet sicher auch nächste Saison eine gute Ernte bescheren. Wie gut, dass unsere Lehrmeisterin eins ihrer legendären Eintopfgerichte gekocht hatte, da ging die Gartenarbeit noch lockerer von der Hand.

beet_umgraben2Jetzt lehnen wir uns entspannt zurück und lassen die letzten Monate Revue passieren. Es war eine schöne Saison, keine Frage, wenn auch nicht mit vollstem Einsatz: Oma Mohr war die ersten Monate durch eine Knie-OP gehandicapt, und wir hatten sehr, sehr viel beruflich zu tun. Da haben wir alle zusammen auch mal Fünfe gerade sein lassen. Toll, dass das so problemlos lief. Keine Vorwürfe, keine Schuldgefühle, immer beste Stimmung, absolutes Einverständnis – das ist nicht selbstverständlich. Oma Mohr, wir danken dir!

Sieben Erkenntnisse ziehen wir aus dieser Saison:

1. Trau nicht der Frau vom Wochenmarkt!

rosenkohlIm Frühjahr waren wir auf dem Wochenmarkt, Setzlinge kaufen, darunter Mangold und Rote Bete. Letztere entpuppte sich allerdings auch als Mangold, was phasenweise zu einem etwas einseitigen Speiseplan führte. Die Verkäuferin hatte schlichtweg danebengegriffen – genauso wie bei den beiden Rosenkohlpflanzen. Die waren gar keine Kohlrabi, sondern zeigten im Sommer ihr wahres Gesicht und warten nun schon seit Monaten auf den zur Reife benötigten Frost.

2. Mangold ist einer der Taffsten!

mangoldOb Regen oder Sturm, ob Eiseskälte oder sengende Hitze: Der Mangold steht da wie ein Fels. Lässt sich nicht beirren. Wächst immer wieder nach und scheint nun selbst vor dem Winter keine Angst zu haben. Womöglich wird auch von Dezember bis März Mangold auf unerem Speiseplan stehen.

3. Möhren nicht im Schatten des Mangold säen!

Mit den Möhren hatten wir schon 2015 kein Glück, vielleicht war der Samen in der Tüte kaputt. Dieses Jahr haben wir die Möhren zwischen Rote Bete und Mangold gesät. Aber wie gesagt: Rote Bete war ja gar nicht Rote Bete, sondern ebenfalls Mangold. Im Schatten des kleinen Mangold-Dschungels, der sich da entfaltete, hatten die Möhrchen kaum eine Chance. Nur ein paar kleine orangefarbene Stummel konnten wir ernten, ein Hauch von nichts. Vielleicht sollten wir zur Abwechslung wieder mal Mangold essen…

4. Trau nicht den Verantwortlichen des Kleingartenvereins!

kraeuterbeetGefühlt zwanzig Mal wurde von der Vereinsführung die Demontage der Wasseruhren angekündigt, gefühlt 25 Mal ist nichts passiert. Irgendwann war es dann plötzlich so weit, und man musste sehen, dass man die Uhr noch in die Hütte bekommt, bevor sie von unerwartetem Nachtfrost zerstört wird. Dasselbe Spiel mit den FES-Containern zur Entsorgung der Gartenabfälle: Mal standen sie gänzlich unerwartet einfach da, mal kamen sie nicht, obwohl am Schwarzen Brett angekündigt. Karawanen von Schubkarrenfahrern waren not amused. Wir finden: So geht das nicht. Als Zeichen unseres Protests werden wir den Verantwortlichen einen Sack Mangold vor die Tür stellen.

5. Entferne nicht die Akelei!

erdbeerbeetUi, was wollten wir Oma Mohr eine Freude machen und das kleine Beet vor der Hüttentür von allem Unkraut befreien. Schön sauber und ordentlich sah es nach einer guten halben Stunde aus. Leider war das „Unkraut“ Oma Mohrs geliebte Akelei. Nun gut, sie trug es am Ende mit Fassung – aber wir haben uns selbst mit einer Extraportion Mangold gegeißelt.

6. Diebe sind auch nicht mehr das, was sie mal waren…

Bei früheren Einbrüchen in die Gärten und Gartenhütten der Anlage wurde gern etwas entwendet: vom Fernseher bis zu kleinen Werkzeugen, von Deko-Gegenständen bis zu Obst und Gemüse. Fernseher und solche Sachen haben wir natürlich nicht in der Hütte, deshalb schmerzten Obst und Gemüse am meisten – schließlich hatten wir es in mühsamer Kleinarbeit angebaut, gehegt und gepflegt. Beim diesjährigen Einbruch in unsere Hütte hatten wir dagegen nur ein kaputtes Vorhängeschloss und etwas Unordnung zu beklagen. Was war da los? Die Welt wird immer unübersichtlicher, das gilt auch für die Einbrecherszene. Oder hat der unheimliche Mangold seine schützenden Blätter über die Hütte gehalten?

7. Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten!

mangold2Ganz schön früh kamen in diesem Jahr manche Pflanzen, und manche blühten mehrmals. Jetzt, beim Umgraben und Zurückschneiden, weitere Überraschungen: Neue Triebe und aus dem Boden sprießendes Grün überall. Oma Mohr ratlos: „Das alles sollte doch erst im nächsten Frühjahr kommen…“ Wir etwas grünschnabelgärtnerisch: „Vielleicht können wir im Januar schon die Tomaten aussetzen.“ Keine Frage, unser Klima wandelt sich. Nur ein Gewächs wird sich davon ganz bestimmt nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ihr wisst schon welches…
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Blatt oder Stängel?

Nach dem Einzug der deutschen Elf ins EM-Halbfinale und kurzen Eindrücken vom Frankreich-Debakel gegen Spanien kommen wir heute mit leichtem Fußballblick aufs Beet. Die Dreierkette Tomaten, der wir mit erneuerten Plastikhauben doch noch mal eine Chance gegeben haben, könnte besser stehen. Auch das Abwehrbollwerk aus Kartoffeln zeigt sich einmal mehr anfällig für Tempogegenstöße der Kartoffelkäfer. Aufbauarbeit und Ausputzertätigkeiten sind gefragt, auch die eine oder andere Blutgrätsche. Das Prunkstück unseres Beets ist aber nach wie vor das Mittelfeld – mit Zuckererbsen, Zucchini, Mangold und den Resten vom Spinat. Hier bietet unser Kader einfach jede Menge Qualität. „meine ernte“ heißen die Beetanbieter – und diesem Motto folgen wie heute besonders ausgiebig.

Was können oder sollten wir jetzt anstelle der abgeernteten Salate und Kohlrabi pflanzen? Das hätten wir gerne Landwirt Kötter gefragt, doch der ist heute zur Sprechstunde leider verhindert. Hoffentlich nichts Ernstes. Und es gibt weitere Fragen zu klären: Eine Beetnachbarin macht uns auf zwei verschiedene Sorten Erbsen aufmerksam, die für uns gepflanzt wurden: Zuckererbsen und Erbsen. Aber welche sind welche? Und wann werden sie jeweils geerntet? Für uns sahen bisher alle Erbsenpflanzen gleich aus, und wir haben die Schoten – mal flach, mal dick und prall gefüllt – unterschiedslos geerntet und im Salat verarbeitet.

Auch der Mangold, dessen riesige grün-orangefarbenen Blätter jetzt offenbar schon geerntet werden können, wirft Fragen auf: Eine andere Beetnachbarin sagt, die Stile seien verzichtbar. Später aber erhalten wir von Sannes Tante, in Gemüsedingen kompetent und absolut integer, den Hinweis, dass gerade die Stile eine besondere Delikatesse darstellen, ähnlich wie Spargel. Ein wertvoller Tipp“. Doch Gartenarbeit macht hungrig. Deshalb machen wir einen Abstecher zum Dottenfelderhof-Fest in Bad Vilbel, wo wir uns mit deftiger Bratwurst und leckerem Kuchen stärken. Jetzt kochen wir erst mal fürs EM-Halbfinale vor und freuen uns auf weitere Kommentare: Vielleicht haben ja die einen oder anderen Leser ein paar Tipps für uns.

Unsere Ernte

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