Der Kürbis, der Rasenmäher…

… und der Draht, der uns alle verbindet

img_20150908_155420239Jesses, ist der Hokkaido riesig! Längst hat er die Grenzen des Hochbeets hinter sich gelassen und schickt sich an, den Garten in Besitz zu nehmen. Zielstrebig kriecht er auf die Sitzecke unter dem Mirabellenbaum zu. Dabei versucht er, unser Wohlwollen zu erschleichen, indem er fleißig eine Frucht nach der anderen produziert. Noch geht seine Taktik auf – einen fußballgroßen Kürbis haben wir schon dankbar geerntet. „Dass der so gedeiht, liegt bestimmt an der Spitzenerde, die wir uns fürs Hochbeet geleistet haben“, freut sich Oma Mohr – und findet doch das Wachstum dieser Pflanze allmählich etwas unheimlich. Genau wie wir.

img_20150908_160134487Auch beim Rasenmähen kommt man um eine Auseinandersetzung mit dem Hokkaido nicht herum. Und wenn man den Kürbis und den Mäher so nebeneinander sieht, erkannt man sogar ein paar Gemeinsamkeiten: die Vorliebe für die Farben Gelb und Rot beispielsweise – und die überaus lange Leitung. 25 Meter lang ist das Kabel des Rasenmähers, und der Kürbis setzt alles daran, dieses Maß zu überbieten. Noch aber ist es nicht so weit. Dafür ist die „Leitung“ des Hokkaidos hundertprozentig intakt. Das Kabel des Rasenmähers dagegen hat seit einiger Zeit einen Wackler.

img_20150822_134348655Bis vor kurzem dachten wir, es läge am doch nicht mehr ganz jungen Rasenmäher. Aber dann hat Oma Mohr noch mal ganz genau hingeschaut, hat probiert und getestet, und siehe da: Das Kabel ist defekt, gleich hinter dem Verbindungsstecker zum Gerät. Muss ein, zwei Mal zu oft zu heftig abgeknickt worden sein. Also nehmen wir das Kabel und schleppen es zum Baumarkt, in dem wir es erst letztes Jahr gekauft haben (nachdem wir, wie wir zu unserer Grünschnabelgärtnerschande gestehen müssen, das alte Kabel – ritsch, ratsch! – aus Versehen durchgemäht hatten…).

Im Baumarkt gibt’s den passenden Stecker, und der soll nach Kappung des Kabels um die defekte Stelle am Ende wieder aufgesetzt werden. „Das können wir zwar machen“, belehrt mich der Verkäufer, „das dürfen wir aber nicht. Aus versicherungstechnischen Gründen.“ Ah so… „Selber machen würd ich’s auch nicht“, fügt er hinzu, „da sollte schon ein Elektriker ran. Dauert auch nur zwei Minuten.“ Okay… Beim Bezahlen fragen wir die Kassiererin, ob sie in der Nähe einen Elektriker wisse. Die Dame ruft rüber zum Infopoint, und von dort kommt ein „In der Elisabethenstraße“ zurück. „Wo genau denn in der Elisabethenstraße?“, fragen wir beim Passieren des Infopoints. Die nette Kollegin, eine Türkin, lächelt. „Ich kann’s Ihnen erklären, aber wissen Sie, gleich kommt der Erhan, mein Mann, der ist Elektriker. Der könnte das für Sie machen.“

Wow! Das freundliche Angebot nehmen wir gerne an.

img_20150908_155520672Schnell den Namen und die Handynummer genannt, und dann geht’s erst mal ab zur Arbeit. Nur wenig später der Rückruf: „Ihr Kabel ist fertig.“ Und als wir bei der Abholung fragen, wie viel es denn koste, hören wir nur ein fröhliches „Ist schon ok“ – und kriegen noch ein freundliches Lächeln obendrauf. Einfach klasse – „Na, dann ganz herzlichen Dank!“ Nachdem der Rasen gemäht ist, wird es der Hokkaido wohl noch leichter haben, den Mirabellenbaum zu erreichen. Und wir werden ihn einfach gewähren lassen: Leben und leben lassen, so lautet die Devise. Zumal wir gesehen haben, wie nett und unkompliziert sich kleine Probleme gemeinsam lösen lassen, von Mensch zu Mensch, von Nationalität zu Nationalität. Es kann so einfach sein im Leben. Und noch eins haben wir gelernt: Rasenmähen verbindet!
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