Gemüsebeet per Post

Bei den Stichworten „Garten“ und „Gemüse pflanzen“ denken viele ganz bestimmt zuerst an etwas Analoges – und nicht an virtuelle Realität. Trotzdem kann manchmal auch das volldigitale Internet behilflich sein, wenn es um solche naturnahen Dinge geht. Aber von vorn …

Normalerweise fahren wir jedes Jahr im Frühjahr auf den wunderbaren Samstagswochenmarkt in Offenbach und kaufen die Gemüsepflanzen ein, die wir zusammen mit dem selbst Vorgezogenen ins Beet setzen wollen. Dann warten wir die Eisheiligen ab – und pflanzen. Doch in diesem Jahr war alles anders. Die Grünschnabelgärtrner samt Oma Mohr hatten sehr viel um die Ohren, und als Oma Mohr schon mal hier und da in Frankfurt vorhorchen wollte, was es denn so gibt, war manches Gängige bereits ausverkauft. Na so was! Die Eisheiligen noch Meilen entfernt, und schon erste Panikkäufe und Notpflanzungen. Ob’s am Klimawandel liegt?

Zunächst blieben wir ganz entspannt. Es war ja noch ein bisschen Zeit – und sicher würde es bald neue Angebote geben. Die nächsten infrage kommenden Markttermine passten allerdings keinem von uns so richtig, und so bekamen allmählich auch wir die ersten Panikanflüge. Also taten wir das, was viele Menschen heutzutage tun, wenn sie Rat brauchen: Wir schauten ins Internet. Und siehe da: Es gibt Anbieter, die Gemüsepflanzen in Bioqualität vorziehen und dann auf Bestellung per Paket verschicken. Nicht ganz konventionell und – vor allem durch die Versandkosten – auch ein kleines bisschen teurer als direkt vom „local dealer“. Aber hey, wir waren jung und brauchten das Zeug – also wagten wir den Schritt: No risk, no fun!

Die Gärtnerei Apfeltraum und Hof Jeebel schienen uns am vertrauenswürdigsten: übersichtliche, professionelle Websites, umfangreiche Angebote, Transparenz in den Zahlungs- und Lieferbedingungen und – auch nicht unwichtig – Versand über „Go Green“. Wir klickten uns durchs virtuelle Gemüse mit teils lustigen Markennamen, stellten fest, dass auch hier schon manches ausverkauft war, fanden aber bei beiden Anbietern zusammen in etwa das, was wir uns vorgestellt hatten. Ein paar Klicks, Kreditkartennummer – dann hieß es abwarten und Tee trinken.

Es dauerte nicht mal eine Woche, da wurden die Pakete schon geliefert. Und siehe da: Auch Ware und Verpackung machten einen hervorragenden Eindruck. Das feine Grünzeug clever in kleineren und größeren Pappfächern fixiert, die Ballen feucht und in Folie gepackt, so dass sie den Transport im Dunkel mit möglichst wenig Blessuren überstehen konnten. Im Idealfall nimmt man die Pflanzen gleich nach Erhalt heraus und lässt sie sich akklimatisieren. Dazu, ähm, waren wir allerdings aus Termingründen nur bedingt in der Lage. Das ist die kleine Herausforderung an der Geschichte: Bei Lieferung sollte man möglichst anwesend sein und dann auch Zeit haben. Für Freiberufler nicht immer perfekt machbar. Doch selbst am nächsten Tag noch hatten sich die Grünlinge tapfer gehalten und traten bestens gelaunt mit uns die Reise in den Garten an. Dort war das Akklimatisieren ja auch viel schöner. Und heute dann der große Tag: Ab ins Beet hieß es für uns alle, auch wenn’s mit den Eisheiligen nicht so ganz gepasst hat. Wir sind fest überzeugt: Die kommen dieses Jahr auch nicht mehr – haben bestimmt was Besseres vor.

Und nun sind wir gespannt, wie sich unser Gemüsebeet per Post entwickelt. Wird schon gutgehen, flüstern wir uns ein – wir müssen nur fleißig genug am analogen Gärtnern dranbleiben. Internetklicks helfen jetzt ganz sicher nicht mehr weiter …

Schnei zum Abschied leise Servus

Männo, war das ein nasser November. Eigentlich hätte der Rasen noch mal gemäht werden müssen, und das Umgraben des Gemüsebeets samt Laubbeigabe war auch schon länger fällig. Heute Morgen hat sich dann endlich der Gartenzwerg in uns noch mal aufgebäumt und ein Machtwort gesprochen. Trotz des leichten Schneefalls zum 1. Advent konnten wir das Umgraben erledigen – die Hütte dichtgemacht und das Gartengerät verstaut hatten wir ja neulich schon.

Und seltsam: Wenn man sich erst mal überwunden hat, dann macht das Ganze sogar richtig Spaß. Gesund ist es obendrein. Damit ist die Gartensaison 2017 aber wirklich und unwiderruflich beendet. War doch wieder schön! Die Grünschnabelgärtner sagen schon jetzt Tschö mit ö und wünschen prima Feiertage samt einem guten Rutsch ins neue Jahr! Wir seh’n uns wieder …

Ach, wie süß – und nicht mal ’ne Kartoffel!

Hm, lecker! Aber wie wächst so eine Süßkartoffel eigentlich? Und was genau erntet man? Macht sie es wie die gemeine Hauskartoffel und bildet überirdisch ein kleines Pflänzchen aus, um das herum man immer wieder die Erde anhäuft? Oder passiert da knollenmäßig auch an der Erdoberfläche was? Und: Erntet man am Ende nur ein einziges Riesending oder doch mehrere kleine bis mittelgroße Brocken? Fragen über Fragen, auf die wir nicht so recht Antworten wussten … Denn die Süßkartoffel ist nur namentlich mit der Kartoffel verwandt. Eigentlich ist sie ein Wurzelgemüse und eher den Karotten ähnlich. Die Kartoffel hingegen gehört zu den Nachtschattengewächsen.

Immerhin kann man beide „Kartoffel“-Arten als Knollen in der Erde vergraben und sehen, was passiert. Von der Süßkartoffel kann man auch die Triebe, sofern sie ausreichend lang sind, als Stecklinge einpflanzen. So haben wir’s gemacht: im Frühjahr auf dem Markt ein kleines Pflänzlein gekauft und ins Beet gesetzt. Mit enormem Effekt: Während unsere Kartoffeln wie immer auf kleiner Fläche in bescheidene Höhen wuchsen, ging die Süßkartoffel an der Erdoberfläche ganz schön in die Breite. Binnen kurzer Zeit erreichten die Triebe bis zu drei Meter Länge und krochen munter über unsere Anbaufläche: unter den Zucchiniblättern hindurch, voll rein in die Kapuzinerkresse und äußerst wendig um die verschiedenen Kohlgewächse herum.

Dann kam allmählich die Frage: Wann ernten? Und wie? Bei den Kartoffeln wussten wir: wenn die Blätter der Pflanze welk sind und ganz schlapp herunterhängen. Vorsichtig rein mit dem Spaten, lockern, anheben – und dann aus der Erde die gelbbraunen Früchte herausbuddeln. Hat 2017 einmal mehr wunderbar funktioniert. Die Süßkartoffel dagegen haben wir lieber noch ein wenig liegen lassen, bis die zunächst grünen und gelblichen Blätter ein herbstliches Dunkelrot angenommen hatten. Gestern also der große Moment: Raus mit dem Ding! Oder doch mit den Dingern?

Erwartungsvoll gingen wir an die Arbeit, aber die Ernte begann mit einem Frust: Etwa 30 cm entfernt von dem Punkt, an dem die Pflanze aus der Erde kommt, setzten wir den Spaten an – und hoben vor allem das Hauptwurzelwerk aus, mit lediglich ein paar winzigen, nicht mal radieschengroßen Knöllchen dran. Und nach verzweifeltem Wühlen fanden wir noch eine einzige rote Knolle, die mit etwas Fantasie als ordentliche Süßkartoffel durchging. Mehr nicht. Oje, dachten wir, das war ja mal ein Schuss ins Kraut. Oder hätten wir mit der Ernte einfach noch etwas warten müssen? Also holten wir enttäuscht die meterlangen Triebe ein, die sich teilweise richtig an der Erde festgekrallt und in sie hineingegraben hatten. Und siehe da: Hier und da in der Nähe der Hauptwurzel kamen weitere rote Knollen zum Vorschein. Doch damit nicht genug: Als wir die Erde um die Hauptwurzel wieder zuschütten wollten, gab es noch ein paar mehr. Und richtig tief in der Erde fanden wir schließlich zwei stattliche Exemplare, der absolute Höhepunkt. Am Ende hatten wir einen kleinen Hut voll Süßkartoffeln zusammen – eine tolle Ausbeute für eine einzige Pflanze.

Lange lagern wie Kartoffeln können wir den kleinen Schatz aber nicht. Nach ein bis zwei Tagen muss er verarbeitet und verzehrt sein, sonst ist er schnell hinüber. Vor allem mit dem Verzehr haben wir nicht die geringsten Probleme.