Neues vom Film – mit einem weinenden und einem lachenden Auge

Da dachten wir schon, die Saison ist frühzeitig zu Ende, und kommen doch wieder mit zwei prall gefüllten großen Erntetaschen vom Beet zurück: dicke Bohnen, dünne (sprich: Busch-)Bohnen, Lauch, Salat, mal wieder Zucchini, Kürbisse, gelbe Tomätchen, Mangold, Petersilie und die letzten Karotten – wir haben ganz schön was zu tragen.
Trotzdem hat das Feld jetzt deutlich an Farbenpracht und Saft verloren. Filmtitel wie „The Last Day of Summer“ kommen uns in den Sinn: Die Sonnenblumen sind verblüht, der Lehmboden scheint an immer mehr Stellen immer großflächiger durch. Längst geernteter Kohl treibt seltsame Nachblüten, einst leuchtend grüne Blätter sind braun und gelb.

Unsere ganze Aufmerksamkeit gilt jetzt dem Unkrautjäten und der Pflege des zuletzt gesäten Gemüses: Kohl, Salat und unsere Tomaten – davon wollen wir noch ordentlich was sehen.
Ordentlich was zu sehen gibt’s auch bei „Ach du grüne Neune“, der nach wie vor für den 23. September, 18 Uhr, angekündigten ZDF-Reportage über die neue Lust am Gärtnern. Kleiner Wermutstropfen: Der mit uns gedrehte Frankfurt-Teil hat in das 30-Minuten-Stück einfach nicht mehr reingepasst. Filmemacher Broka Herrmann rief uns kürzlich extra an, um uns mitzuteilen, dass er aus lauter spannendem Material sehr schweren Herzens einige Minuten rausstreichen musste. Zum Trost gibt’s für uns eine Einladung ins Studio, der wir gerne folgen werden. Natürlich schauen wir uns die Reportage trotzdem unbedingt an, wir sind sicher, es lohnt sich. Gleichzeitig macht sich auch ein bisschen Erleichterung darüber breit, dass uns nicht halb Deutschland beim Grünschnabelgärtnern zuschaut. Und an den aufregenden Drehtag denken wir gern zurück.

As time goes by…

Es grünt so grün und welkt so welk… Ende August strotzt das Beet vor grellen Farben und lässt doch hier und dort erahnen, dass es irgendwann zu Ende geht mir dieser Saison. Etliche Sonnenblumen haben ihre gelben Blätter oder einen Teil davon verloren, Kohlblätter lösen sich im Lehmboden auf, und wo noch vor kurzem Kürbis- wie Zucchinipflanzen einen kniehohen Dschungel bildeten, gibt es wieder genügend lichte Stellen, die das Umhergehen im Beet erleichtern. Den Eindruck des beginnenden Verfalls verstärkt die vernachlässigte Nachbarparzelle: Um Unkraut und Gemüsefäule zu stoppen, hat Landwirt Sven Kötter sie größtenteils plattgemacht.

Aber wie gesagt: Noch ist reichlich Leben im Beet. Und noch wartet Gemüse auf sein endgültiges Coming-out. Allem voran die Tomaten, die sich allmählich als gelbe Cocktailtomaten erweisen. Dank der Hitze der letzten Tage sind hier deutlich ernstzunehmende Früchte zu erkennen. Durch fleißiges Ausgeizen erleichtern wir ihnen die Reife. Die nachgepflanzten Salate und Kohlsorten entwickeln sich prächtig, weshalb wir schnell noch etwas Rucola einsetzen. Und übermorgen wollen wir die letzten Salate platzieren – nur wenig später gehe nichts mehr, hat Herr Kötter gesagt.

Es mag kitschig, banal oder pathetisch klingen: Aber im Beet wird man innerhalb weniger Wochen und Monate Zeuge des ewigen Kreislaufs von Werden und Vergehen. Faszinierend zu sehen, wie sich aus zarten Trieben kräftige Pflanzen entwickeln und welche Energien sie allen Wetterwidrigkeiten und aller Grünschnabelpflege zum Trotz entfalten. Und es stimmt melancholisch, wenn sich die Blüte dem Ende zuneigt. Deshalb füllen wir schnell mit Clemens, unserem heutigen Begleiter, die Erntetaschen. In Trauer brauchen wir aber nicht zu versinken. Denn wir wissen ja: Bis Ende Oktober wird das Feld noch einige Überraschungen für uns bereithalten. Und: Irgendwann geht alles wieder von vorne los.

Casanova oder: Da haben wir den Salat!

Im aktuellen Newsletter hat das „meine ernte“-Team darum gebeten ,die Gartenarbeit etwas ruhen zu lassen – das erlebt man auch nicht alle Tage! Es gibt aber einen triftigen Grund: den starken Regen. Allzu sehr auf dem nassen Boden herumzuturnen, sei nicht gut, deshalb solle man nur das Nötigste tun. Weil wir unbedingt noch etwas Salat und Spinat ernten, Rankhilfen für die Dicken Bohnen aufstellen und nachsäen wollen, fahren wir heute, an Fronleichnam, trotzdem raus zum Beet. Und wir sind nicht die Einzigen, die die kleine regenfreie Phase nutzen. Schnell kommen wir ins Gespräch mit einem anderen Hobbygärtnerpaar, das sichtlich professioneller ans Werk geht als unsereins und eine beeindruckende Holzkonstruktion für die selbst gezogenen Tomaten errichtet hat. Die beiden sind schon das zweite Mal dabei und berichten, dass sie jetzt die in der ersten Saison gesammelten Erfahrungen umsetzen.

Zufällig kommen wir auf den in Sichtweite gelegenen Billigsupermarkt zu sprechen – und stellen etwas verdruckst fest, dass wir alle schon dort eingekauft haben, auch wenn das jetzt vielleicht nicht soooooo politisch korrekt ist. Es ist aber einfach eine prima Gelegenheit, den Beetbesuch mit den nötigsten Einkäufen zu verbinden. Und, immerhin: Der Markt hat ja auch Bioprodukte im Sortiment!

Dann ist es Zeit, die Rankhilfen für die Dicken Bohnen aufzustellen. Dafür haben wir dann doch mal im Baumarkt ein paar lange Bambusstangen besorgt. Wenige Minuten später steht unsere erste eigene Gartenbaukonstruktion – gar nicht so übel, das sieht doch schon nach etwas Know-how aus. Dort, wo wir die Radieschen abgeerntet haben, ziehen wir mit dem Spachtel eine kleine Furche und säen neue Radieschen. Einen Zentimeter unter der Oberfläche sollen die Samen platziert werden – so steht es auf der Packung. Ausstreuen, vorsichtig zuschippen, fertig. An einer weiteren freien Stelle, weit genug von den Zucchini entfernt, säen wir Pastinake, nach demselben Prinzip. Gießen ist nicht notwendig, der Boden ist ausreichend feucht. Und nun gehen wir dem Spinat und unserem Casanova an den Kragen – so heißt der grüne Salat, den Landwirt Kötter gepflanzt hat. Prächtig steht er da und schreit förmlich danach, geerntet zu werden. Auch vom benachbarten roten Blattsalat nehmen wir etwas mit – und pflanzen an den freigewordenen Stellen gleich neuen Salat.

Auf einigen Nachbarbeeten scheinen bisher weder Salat noch Radieschen geerntet worden zu sein. Ob das gutgeht?, fragen wir uns mit Expertenmine, und machen uns auf den Weg nach Hause.

Salate

Der Casanova grünt