Leg dich nicht mit Zeljko an!

20150726_083648Der Wind an sich ist keine schlechte Erfindung. Er kühlt bei Hitze und hilft der Natur beim Bestäuben. Zum Beispiel. Manchmal aber gehen mit dem Wind die Pferde durch. Dann bläst er sich mächtig auf, gibt sich komische Namen wie Niklas oder Andreas und zieht randalierend durchs Land. Letztes Wochenende war es mal wieder so weit: „Och, mach ich mal den Zeljko“, dachte sich der Wind und suchte fast ganz Deutschland heim. Dabei kam er natürlich auch durch unsere Gartenanlage.

Nun, was macht man, wenn so ein zum Sturm aufgeblasener Wind vorbeischaut? Man ist vernünftig. Geht ihm aus dem Weg. Bietet so wenig Angriffsfläche wie möglich. Und was macht unser Tomatenhäuschen? Voll den Breiten! Stellt sich hin und ruft noch forsch: „Komm doch her, wenn du was willst!“ Den Bewohnern schwante nichts Gutes. Und Zeljko? Hat sich nicht zweimal bitten lassen. Ist herangerauscht, hat das Tomatenhäuschen kräftig durchgeschüttelt und zu guter Letzt, als buchstäblichen Höhepunkt, sportlich abheben lassen.

DSC_0349Fazit des Amoklaufs: ein ungewollter Grundstückswechsel, eine gebrochene Querstrebe Nr. 5, mehrere vermisste Bewohner, dazu abgebrochene Pflanzenäste und -zweige. Ja, das hat das Tomatenhäuschen nun von seiner Selbstüberschätzung. Ein umsichtiger Nachbar muss Erste Hilfe geleistet haben. Denn als wir das nächste Mal in den Garten kamen, lag die grüne Plane des Häuschens mit einer Leiter beschwert auf dem Rasen, und die Tomatenpflanzen lehnten erschöpft an der Hütte. So benommen waren die armen Dinger, dass wir sie nach dem Wiederaufbau ihres Zuhauses mit einem komplexen Bindesystem fixieren mussten. Dasselbe gilt für die angeknackste Querstrebe Nr. 5.

DSC_035420150726_155038Im Vergleich mit den im Freien gedeihenden Tomaten sind die Bewohner des Häuschens durch Zeljko natürlich zurückgeworfen worden. Zunächst hatten sie die Nase vorn gehabt – waren schneller gewachsen und als Erste mit Früchten geschmückt. Nun aber machen die Tomatenpflanzen im Beet den besseren Eindruck. Überhaupt hat das junge Freilandgemüse Zeljkos Verwüstungszug erstaunlich gut weggesteckt.

Mal schauen, was sich der Wind als Nächstes ausdenkt. Vielleicht kommt er als Ludger verkleidet wieder oder als Hans-Peter. Igor wäre auch nicht übel. Wie auch immer, wir werden gewappnet sein!

 

Maja: Das muss summen!

Biene2 KopieNeulich, vor der Hitzewelle, da hatten wir unser Tomatenhäuschen ständig geschlossen. Das Wetter war wechselhaft, immer wieder drohte Regen, und die Tomaten sollten bloß nicht allzu heftig Wasser von oben abbekommen. Bis Oma Mohr irgendwann zu uns sagte: „Hört mal, Ihr müsst das Häuschen doch auch mal aufmachen – es kommen ja gar keine Bienen rein!“ Au Backe! Sie hatte ja so recht. Da hatten wir vor lauter Sorge um die armen Tomatenpflanzen das Wichtigste vergessen: dass nämlich Bienen durch ihre Bestäubungsleistung unsere Pflanzen, unser Gemüse überhaupt erst zum Blühen bringen! Wir sind eben Grünschnabelgärtner, immer noch…

„Der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung der Bienen für die Landwirtschaft wird für Europa auf 65 Milliarden Euro jährlich geschätzt“, schreibt das Internetportal www.bienenschutzgarten.at. „Die Bestäubung sorgt für keimfähige Samen, voll ausgebildete Früchte mit guter Fruchtqualität und hohe Erträge. Bienen schaffen das Fundament unserer Lebensmittelproduktion.“ Klar, dass wir sofort die Front des Tomatenhäuschens nach oben gerollt und dort dauerhaft befestigt haben. Und dass wir schon ein paar Tage später die ersten Blüten bewundern konnten. Mit den wissenschaftlichen Zahlen und eigenen Erfahrungen vor Augen ist uns noch einmal bewusst geworden, wie ernst man Meldungen über den Rückzug von Bienenvölkern oder gar über ein mysteriöses Bienensterben tatsächlich nehmen muss. Denn auch Vögel und andere Tiere sind auf Bienen angewiesen: Ohne die schwarz-gelben Helfer gäbe es nicht genug Samen und Beeren, von denen sie sich ernähren können. Geht es also den Bienen schlecht, geraten langfristig Biodiversität und Nahrungsmittelproduktion in Gefahr.

Biene3 KopieSo spannend ist dieses Thema, dass Sanne kürzlich am 16. Tag der Imkerei zu einer Führung im Bienenrettergarten vorbeischaute. Die schon von den UN ausgezeichneten Frankfurter Bienenretter (www.bienenretter.de), die ihre Mission nicht weit von unserem Garten verfolgen, hatten das Programm gemeinsam mit dem Frankfurter Nachhaltigkeitskompetenzzentrum „lust auf besser leben“ (www.lustaufbesserleben.de) organisiert. Vor Ort erfuhr Sanne einiges über die Imkerei und auch über die Unterschiede zwischen Bienen und Wespen: So sind Bienen runder und bräunlicher, haben Haare, stechen nur einmal und ernähren sich von Pollen oder Nektar. Wespen dagegen sind schlank, leuchtend gelb und haarlos, sie stechen mehrmals und fressen Essensreste sowie andere Insekten.

Biene5 KopieDas Vieh also, das da gerade an eurem Schinkenbrot knabbert, während ihr diesen Beitrag lest, ist definitiv eine Wespe!

Die Bienen aus dem Bienenrettergarten sind im Umkreis von 1,5 bis 2 km aktiv und liefern leckeren Honig. Nicht auszuschließen, dass die fleißigen Helfer auch bei uns im Garten schon zugange waren. Und so hatte Sanne die schöne Idee, Oma Mohr von der Veranstaltung ein Glas Bienenretterhonig – Marke „Blütenvielfalt“ – mitzubringen. Vielleicht schmeckt sie ja ein bisschen von den typischen Grünschnabelgärtnerpflänzchen heraus…