Ciao, Gemüsebeet!

Saisonende.
Schluss. Aus. Vorbei.
„meine ernte“ hat darum gebeten, die Parzellen abzuernten und von allen Rankhilfen, Gartengeräten und sonstigen nicht aufs Beet gehörigen Gegenständen zu befreien. Schließlich will Landwirt Sven Kötter nach dem Stichtag 31. Oktober irgendwann das Feld umpflügen, und da könnten im Boden vergessene Stahl- und Holzteile schon mal den Traktor zerlegen. Also räumen wir Netze, Bambusstäbe, Tomatenstangen und Plastikfolien zusammen, greifen uns die letzten beiden Salate, buddeln die verbliebenen fünf Pastinakewurzeln aus und schneiden noch ein paar Kräuter ab – Petersilie, Zitronenmelisse. Na ja, viel mehr ist auch nicht mehr da. Und dann, was sollen wir sagen, war’s das mit dem Gemüsebeet. Wir steigen ins Auto und fahren zurück nach Frankfurt. Ohne rauschendes Abschlussfest und etwas sang- und klanglos vielleicht – aber wahrscheinlich sind viele Hobbygärtner auch einfach für den Moment mal froh, keine weiteren Gartenverpflichtungen zu haben.

Schön war’s trotzdem, halten wir für’s Erste fest und kündigen weitere Blogeinträge an, inklusive Fazit. Und Ausblick. Denn die nächsten Gartenabenteuer werfen schon ihre Schatten voraus…

Endspurt mit Cornelia

Kurzurlaub auf Pellworm, abends noch mal schnell ins Internet geschaut: „Wir wurden von einer Gärtnerin gestern freundlicherweise darüber unterrichtet, dass eine fremde Dame sich in den Gärten aufhielt und dort unberechtigterweise Gemüse erntete“, heißt es im aktuellen Newsletter des „meine ernte“-Teams. „Die Dame behauptete, sie habe das mit Herrn Kötter im Hofladen abgesprochen. Eine solche Absprache existiert jedoch nicht!“ Und weiter: „Die Dame nennt sich ‚Cornelia’, ist zwischen 60 und 70 Jahre alt, sportlich, wirkt jedoch etwas verwahrlost. Offenbar ist sie ortskundig, denn Sie kennt Herrn Kötter und seinen Hofladen.“
O Schreck, dann wird also doch auch geklaut auf dem Beet. Zum Glück passiert das erst gegen Ende der Saison, denken wir, und bringen erst mal unseren Kurztripp zu Ende. Der beinhaltet außerdem einen Besuch der jährlichen großen Kunstschau „NordART“. Ein wirklich inspirierendes Erlebnis – und eine tolle Gelegenheit, eine liebe Tante und ihren Mann zu besuchen, die ganz in der Nähe des Ausstellungsgeländes leben. Deren beeindruckend gepflegter großer Garten ziert ein lustiges Windrad, ein radfahrender Frosch, und bietet Anlass für ausgiebige „Fachgespräche“. Wir sind ja schließlich auch schon kleine Experten!
Wieder in Frankfurt zieht es uns gleich nach Nieder-Erlenbach. Wir wollen sehen, ob Cornelia noch etwas übrig gelassen hat von unserem Gemüse. Ja, stellen wir fest, alles noch da. Und wie! Die Salate sprießen, der Mangold wächst noch immer nach, auch Paprika, Zitronenmelisse und Bohnen gibt es reichlich. Besonderen Spaß haben wir mit Knollensellerie und Pastinake – mit einigem Kraftaufwand müssen wir sie regelrecht ausgraben. Und die Pastinake – huuuuuuhhh – hat kleine Nebenwurzeln. Sieht aus wie ein unheimliches Meerestier.
Gleichzeitig macht das Gesamtbeet überdeutlich, dass die Saison in rund drei Wochen zu Ende ist – dass wir nur noch wenige dieser Ernteausflüge unternehmen werden. Wie vom „meine ernte“-Team gewünscht, rupfen wir noch ein wenig Unkraut, dann machen wir uns auf den Heimweg. Und was Cornelia betrifft: Gemüse klauen ist nicht unbedingt die feine Art. Aber vielleicht ist die Dame ja wirklich bedürftig. Und vielleicht kann man für Leute wie sie einen kleinen Gemüsekorb hinstellen, aus dem sie sich kostenlos bedienen können – wenn sie ansonsten die Beete in Ruhe lassen.
Eine Lösungsidee, die auch die Berliner Guerilla-Gärtner aus Broka Hermanns ZDF-Reportage „Ach du grüne Neune“ aus gegebenem Anlass angedacht haben. Denn Cornelias gibt es in Zeiten wie diesen überall.

Neues vom Film – mit einem weinenden und einem lachenden Auge

Da dachten wir schon, die Saison ist frühzeitig zu Ende, und kommen doch wieder mit zwei prall gefüllten großen Erntetaschen vom Beet zurück: dicke Bohnen, dünne (sprich: Busch-)Bohnen, Lauch, Salat, mal wieder Zucchini, Kürbisse, gelbe Tomätchen, Mangold, Petersilie und die letzten Karotten – wir haben ganz schön was zu tragen.
Trotzdem hat das Feld jetzt deutlich an Farbenpracht und Saft verloren. Filmtitel wie „The Last Day of Summer“ kommen uns in den Sinn: Die Sonnenblumen sind verblüht, der Lehmboden scheint an immer mehr Stellen immer großflächiger durch. Längst geernteter Kohl treibt seltsame Nachblüten, einst leuchtend grüne Blätter sind braun und gelb.

Unsere ganze Aufmerksamkeit gilt jetzt dem Unkrautjäten und der Pflege des zuletzt gesäten Gemüses: Kohl, Salat und unsere Tomaten – davon wollen wir noch ordentlich was sehen.
Ordentlich was zu sehen gibt’s auch bei „Ach du grüne Neune“, der nach wie vor für den 23. September, 18 Uhr, angekündigten ZDF-Reportage über die neue Lust am Gärtnern. Kleiner Wermutstropfen: Der mit uns gedrehte Frankfurt-Teil hat in das 30-Minuten-Stück einfach nicht mehr reingepasst. Filmemacher Broka Herrmann rief uns kürzlich extra an, um uns mitzuteilen, dass er aus lauter spannendem Material sehr schweren Herzens einige Minuten rausstreichen musste. Zum Trost gibt’s für uns eine Einladung ins Studio, der wir gerne folgen werden. Natürlich schauen wir uns die Reportage trotzdem unbedingt an, wir sind sicher, es lohnt sich. Gleichzeitig macht sich auch ein bisschen Erleichterung darüber breit, dass uns nicht halb Deutschland beim Grünschnabelgärtnern zuschaut. Und an den aufregenden Drehtag denken wir gern zurück.