Kinder, seid ihr groß geworden!

Wir waren gewarnt worden: Alle paar Tage Zucchini ernten, sonst werden sie riiiiieeeeesengroß, hatte Landwirt Kötter gesagt. Und tatsächlich: Als wir heute nach einer Woche Pause aufs Beet kommen, entdecken wir unter den Zucchiniblättern gleich mehrere gigantische dunkelgrüne Apparate. Am Ende sind es fünf übergroße und drei kleine, „normale“ Zucchini, die wir abschneiden, und die nächsten Früchte sind schon im Kommen – sicher auch ein Ergebnis der starken Regenfälle der letzten Tage. Übergroße Zucchini würden an Geschmack verlieren, heißt es, aber später zu Hause werden wir feststellen, dass das nicht immer stimmt.

ZucchiniAuch die Tomaten – ausgerechnet die Tomaten! – haben sich ganz gut gehalten, ebenso wie die Plastikhauben, die wir nach dem Ausgeizen der Triebe noch einmal nachjustieren. Und: Ist da nicht schon die erste murmelgroße grüne Frucht zu erkennen? Yippie! Mangold gibt es zu ernten, Petersilie und immer wieder Erbsen. Ein paar Kartoffelkäfer sind noch zu beseitigen (immer noch echt eklig, auch wenn wir sie diesmal ersäufen) und die Beetgrenzen wieder freizuschneiden – an einigen Stellen waren sie üppig zugewachsen. Sorgen macht uns heute höchstens das nach wie vor nur halbherzig gepflegte Nachbarbeet, auf dem es hier und da regelrecht wuchert und krabbelt. Junge, Junge! Unkraut und Ungeziefer können da sicher leichter auf unser Beet übergreifen. Aber das wird sich auch noch irgendwie regeln lassen.

 

Blatt oder Stängel?

Nach dem Einzug der deutschen Elf ins EM-Halbfinale und kurzen Eindrücken vom Frankreich-Debakel gegen Spanien kommen wir heute mit leichtem Fußballblick aufs Beet. Die Dreierkette Tomaten, der wir mit erneuerten Plastikhauben doch noch mal eine Chance gegeben haben, könnte besser stehen. Auch das Abwehrbollwerk aus Kartoffeln zeigt sich einmal mehr anfällig für Tempogegenstöße der Kartoffelkäfer. Aufbauarbeit und Ausputzertätigkeiten sind gefragt, auch die eine oder andere Blutgrätsche. Das Prunkstück unseres Beets ist aber nach wie vor das Mittelfeld – mit Zuckererbsen, Zucchini, Mangold und den Resten vom Spinat. Hier bietet unser Kader einfach jede Menge Qualität. „meine ernte“ heißen die Beetanbieter – und diesem Motto folgen wie heute besonders ausgiebig.

Was können oder sollten wir jetzt anstelle der abgeernteten Salate und Kohlrabi pflanzen? Das hätten wir gerne Landwirt Kötter gefragt, doch der ist heute zur Sprechstunde leider verhindert. Hoffentlich nichts Ernstes. Und es gibt weitere Fragen zu klären: Eine Beetnachbarin macht uns auf zwei verschiedene Sorten Erbsen aufmerksam, die für uns gepflanzt wurden: Zuckererbsen und Erbsen. Aber welche sind welche? Und wann werden sie jeweils geerntet? Für uns sahen bisher alle Erbsenpflanzen gleich aus, und wir haben die Schoten – mal flach, mal dick und prall gefüllt – unterschiedslos geerntet und im Salat verarbeitet.

Auch der Mangold, dessen riesige grün-orangefarbenen Blätter jetzt offenbar schon geerntet werden können, wirft Fragen auf: Eine andere Beetnachbarin sagt, die Stile seien verzichtbar. Später aber erhalten wir von Sannes Tante, in Gemüsedingen kompetent und absolut integer, den Hinweis, dass gerade die Stile eine besondere Delikatesse darstellen, ähnlich wie Spargel. Ein wertvoller Tipp“. Doch Gartenarbeit macht hungrig. Deshalb machen wir einen Abstecher zum Dottenfelderhof-Fest in Bad Vilbel, wo wir uns mit deftiger Bratwurst und leckerem Kuchen stärken. Jetzt kochen wir erst mal fürs EM-Halbfinale vor und freuen uns auf weitere Kommentare: Vielleicht haben ja die einen oder anderen Leser ein paar Tipps für uns.

Unsere Ernte

"Unsere Ernte"

 

Kartoffelkäfermassaker

Freude und Enttäuschung liegen oft dicht beieinander. Das gilt für den Alltag wie fürs Gärtnern. Zusätzlich zu beruflichem Stress und Sommergrippe ist Sanne am Donnerstagnachmittag in Frankfurt auf einer schwer erkennbaren Treppenstufe umgeknickt. Als sie später nach Hause kam, konnte sie kaum noch laufen, und ihr rechter Fuß war so dick, dass wir sofort ins Krankenhaus gefahren sind. Zum Glück ist nichts gebrochen, aber die Bänder sind leicht angerissen. Jetzt trägt Sanne eine stabilisierende Schiene, soll den Fuß in Maßen bewegen und vorsichtig belasten.

Also waren wir gestern, Freitagvormittag (als Selbstständige können wir uns das hin und wieder leisten), erst recht zusammen auf dem Beet, um das Nötigste zu tun. Der Anblick vor Ort war dann wieder eine schöne Überraschung: Dank des ausgiebigen Regens hatten fast alle Pflanzen noch mal einen riesigen Satz gemacht. Die ausgetrampelten Beetgrenzen waren kaum noch zu erkennen – so zugewachsen präsentierte sich das Feld: erste kleine Zucchini im Anmarsch, die Salate kurz vor dem Bersten, der dunkelgrün leuchtende Spinat fast schon auf Kniehöhe. Ernten, Unkraut zupfen und nach Ungeziefer schauen, das stand auf dem Programm – und endlich das Einsetzen der Tomatenpflanzen, die Freunde für uns vorbereitet hatten.

Das Ernten war schnell erledigt. Schwieriger und unangenehmer gestaltete sich das Beseitigen der Kartoffelkäfer, die ich an zwei Pflanzen entdeckte. Ich habe sie nicht gezählt, aber es waren etliche Tierchen, die ich von den Pflanzen abnahm und mit Unkrautblättern zerdrückte. Schon ein bisschen eklig. Aber es gibt einen Punkt, an dem heißt es nur noch: Entweder wir oder ihr! Beinahe wie im Actionfim. Parallel zur Schlacht in der grünen Hölle der Kartoffelpflanzen nahm Sanne die drei Tomatenpflanzen aus ihren Töpfen und setzte sie an einer freien Stelle im Wunschbeet ein. Loch buddeln, Pflanze einsetzen, zuschütten. Trotz lädierten Fußes eine gut zu meisternde Aufgabe. Bei der letzten Pflanze durfte schließlich auch ich mein Geschick beweisen.

Tomaten brauchen Sonne und hassen Wasser von oben. Deshalb hatten wir uns auf dem Hinweg im Gartenmarkt drei 2 Meter große Spiralstangen und ein paar Plastikhauben mit Abstandsringen gekauft – schon die etwas edlere Variante. Leider war keine Gebrauchsanweisung dabei, und dann überraschte uns auch noch ein heftiger Regenschauer. Weshalb wir ins Auto flüchteten und dort genervt die blöden Abstandsringe in die doofen Plastikhüllen friemelten. Derweil wurden die drei Tomatenpflänzchen von oben nass… Na prima. Zu guter Letzt stapften wir wieder aufs Beet und stülpten unsere wackeligen Konstruktionen über die Spiralstangen. Zwar hörten sie etwas zu hoch über dem Boden auf, doch schienen sie durchaus Schutz zu bieten. Aber das war uns zu diesem Zeitpunkt fast schon egal. Wir waren nass und wollten nur noch nach Hause.

Tomaten einpflanzen Plastikhülle

Ob das was wird?