„Kommt mal rein, es gibt eine Überraschung“, sagt Oma Mohr, als wir am Garten ankommen, um nach den Wetterkapriolen der letzten Wochen endlich richtig in die Gartensaison 2014 einzusteigen. Oma Mohr ist schon fleißig im Beet zugange, wirkt aber nicht so fröhlich wie sonst. Überhaupt liegt eine komische Stimmung über der Anlage. Menschen stehen in Grüppchen zusammen, schon am großen Eingangstor ist uns ein Polizist entgegengekommen. Oma Mohr zeigt uns die Eingangstür der Hütte, und langsam verstehen wir: Eine Holzlatte unten ist abgerissen worden. Ringsum liegen Utensilien aus den kleinen Abstellkämmerchen, die nur mit einem Schieberegler verschlossen sind – Handschuhe, Gummistiefel, Gartengeräte. Mittendrin eine volle Flasche Roséwein unbekannter Herkunft.
Oje, hier hat jemand gaz schön gewütet. Aber, Glück im Unglück: Dieser Jemand hat das Schloss der Hütte nicht knacken, also nicht ins Innere gelangen können. Und auch sonst wurde nichts gestohlen. Bei anderen Gartenpächtern ist Schlimmeres passiert. Dort wurden Hütten aufgebrochen und komplett auf den Kopf gestellt. Weggekommen ist überraschend wenig, und wenn, dann waren es Werkzeuge oder andere wertvollere Sachen. Eine seltsame Mischung aus Vandalismus und Raubzug. Etliche Gärten wurden auf diese Weise heimgesucht, die Polizei hat bereits die meisten anwesenden Pächter befragt und Spuren gesichert. Die Aussicht, den oder die Täter zu finden, ist allerdings verschwindend gering. Und wahrscheinlich ist das Diebesgut – es war die Nacht von Freitag auf Samstag – bereits auf irgendeinem Flohmarkt verkauft worden.
Die Vorstellung, dass sich jemand auf diesem schönen Fleckchen, an dem wir uns so wohlfühlen, zu schaffen gemacht hat, ist nicht schön. Was, wenn man noch dagewesen und von Einbrechern überrascht worden wäre? Und was, wenn es wieder passiert? Ab und zu bleiben andere Pächter bei uns stehen, und jeder hat noch eine kleine Schauergeschichte parat. Aber irgendwann haben wir uns von dem Schrecken erholt und machen uns an die Arbeit. Unkraut muss gejätet, der Garten in Schuss gebracht, Salat gepflanzt werden. Nachmittags bittet Oma Mohr zu Tisch, sie hat wieder wunderbar gekocht: Es gibt Kräuterpaste, selbst gebackenes Olivenbrot, eine pikante Gemüsesuppe und einen Nachtisch mit Quark und Früchten – einfach lecker! Und so können wir unseren gemeinsamen Saisonauftakt doch noch richtig genießen. Die Hütte hat sich als relativ einbruchsicher erwiesen, und vielleicht nimmt der Vereinsvorstand den heutigen Vorfall zum Anlass, mal über einen besseren Schutz der Anlage nachzudenken.