Neulich, vor der Hitzewelle, da hatten wir unser Tomatenhäuschen ständig geschlossen. Das Wetter war wechselhaft, immer wieder drohte Regen, und die Tomaten sollten bloß nicht allzu heftig Wasser von oben abbekommen. Bis Oma Mohr irgendwann zu uns sagte: „Hört mal, Ihr müsst das Häuschen doch auch mal aufmachen – es kommen ja gar keine Bienen rein!“ Au Backe! Sie hatte ja so recht. Da hatten wir vor lauter Sorge um die armen Tomatenpflanzen das Wichtigste vergessen: dass nämlich Bienen durch ihre Bestäubungsleistung unsere Pflanzen, unser Gemüse überhaupt erst zum Blühen bringen! Wir sind eben Grünschnabelgärtner, immer noch…
„Der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung der Bienen für die Landwirtschaft wird für Europa auf 65 Milliarden Euro jährlich geschätzt“, schreibt das Internetportal www.bienenschutzgarten.at. „Die Bestäubung sorgt für keimfähige Samen, voll ausgebildete Früchte mit guter Fruchtqualität und hohe Erträge. Bienen schaffen das Fundament unserer Lebensmittelproduktion.“ Klar, dass wir sofort die Front des Tomatenhäuschens nach oben gerollt und dort dauerhaft befestigt haben. Und dass wir schon ein paar Tage später die ersten Blüten bewundern konnten. Mit den wissenschaftlichen Zahlen und eigenen Erfahrungen vor Augen ist uns noch einmal bewusst geworden, wie ernst man Meldungen über den Rückzug von Bienenvölkern oder gar über ein mysteriöses Bienensterben tatsächlich nehmen muss. Denn auch Vögel und andere Tiere sind auf Bienen angewiesen: Ohne die schwarz-gelben Helfer gäbe es nicht genug Samen und Beeren, von denen sie sich ernähren können. Geht es also den Bienen schlecht, geraten langfristig Biodiversität und Nahrungsmittelproduktion in Gefahr.
So spannend ist dieses Thema, dass Sanne kürzlich am 16. Tag der Imkerei zu einer Führung im Bienenrettergarten vorbeischaute. Die schon von den UN ausgezeichneten Frankfurter Bienenretter (www.bienenretter.de), die ihre Mission nicht weit von unserem Garten verfolgen, hatten das Programm gemeinsam mit dem Frankfurter Nachhaltigkeitskompetenzzentrum „lust auf besser leben“ (www.lustaufbesserleben.de) organisiert. Vor Ort erfuhr Sanne einiges über die Imkerei und auch über die Unterschiede zwischen Bienen und Wespen: So sind Bienen runder und bräunlicher, haben Haare, stechen nur einmal und ernähren sich von Pollen oder Nektar. Wespen dagegen sind schlank, leuchtend gelb und haarlos, sie stechen mehrmals und fressen Essensreste sowie andere Insekten.
Das Vieh also, das da gerade an eurem Schinkenbrot knabbert, während ihr diesen Beitrag lest, ist definitiv eine Wespe!
Die Bienen aus dem Bienenrettergarten sind im Umkreis von 1,5 bis 2 km aktiv und liefern leckeren Honig. Nicht auszuschließen, dass die fleißigen Helfer auch bei uns im Garten schon zugange waren. Und so hatte Sanne die schöne Idee, Oma Mohr von der Veranstaltung ein Glas Bienenretterhonig – Marke „Blütenvielfalt“ – mitzubringen. Vielleicht schmeckt sie ja ein bisschen von den typischen Grünschnabelgärtnerpflänzchen heraus…