Nicht so pikiert! Start in die Gartensaison 2013 – was bisher geschah

Schön, wenn man zum Einstand in den Garten etwas mitbringen kann. Bloß was? Das Problem löste sich von selbst, als uns im letzten Herbst ein Bekannter fragte, ob wir nicht einen ausgemusterten Schubkarren haben wollten. Einfach so, für umme. Wir wollten und hatten so das passende Mitbringsel für unseren ersten Besuch bei Oma Mohr im Garten. Der Schubkarren sollte auch schon bald zum Einsatz kommen. Denn zum Ende der Saison 2012 galt es, all die restlichen Äste, Zweige und Sträucher wegzubekommen, die sich in den letzten Wochen angesammelt hatten. Der Vorstand des Schrebergartenvereins lässt zu diesem Zweck einen Megacontainer kommen, so groß wie ein Apartment, und alle Gärtner karren in unzähligen Fuhren ihre Gartenabfälle heran. Wühlen, draufpacken, anrollen, auskippen – und immer schön hinten anstellen. Ein Spektakel, bei dem wir kräftig mitwirkten. An die dornigen Brombeersträucher können wir uns noch besonders gut erinnern, aua, kratz, kratz…

Irgendwann standen wir dann mit Oma Mohr im Garten, um die Saison 2013 einzuläuten. Aber wo und wie anfangen? Wir hatten nicht den Schimmer einer Ahnung. Auch letztes Jahr war es ja Landwirt Sven Kötter gewesen, der das Beet vorbereitet, das heißt gejätet, gedüngt und gesät hatte. Aber Oma Mohr sagte uns schon, was zu tun war. So dienten die ersten Gartenbesuche zwischen Februar und April dieses Jahres vor allem dazu, Wege und Beete von Unkraut zu befreien und Sträucher zurückzuschneiden. Leider war es dabei ein paar Mal ziemlich kalt, und geregnet hat es auch gelegentlich – so richtig Spaß hat das ehrlich gesagt nicht gemacht. Wir haben gefroren wie die Schneider! Aber ein Garten ist schließlich kein Ponyhof, und wer es im Sommer schön haben will, muss im Vorfeld einiges dafür tun. Außerdem ist Oma Mohr eine fantastische Köchin, die am liebsten mit Zutaten aus ihrem Garten kocht. Mit leckeren Gerichten und Kräutertee hat sie uns in ihrer kleinen Hütte schon mehrmals richtig verwöhnt und allen Frost vergessen lassen. Die meiste und härteste Arbeit hat sowieso sie gemacht: mit einem beauftragten Gärtner Bäume zurückgeschnitten und ein Gerüst für die Brombeeren gebaut, das Beet, die Wiesen und die Hütte in Ordnung gehalten, Erde, Pflanzen und Kräuter gekauft, kompostiert, den Kompost gesiebt und… und… und…

Das „meine ernte“-Team haben wir derweil nicht vergessen. Zum einen haben wir einen Freund inspiriert, für diese Saison ein Beet in Nieder-Erlenbach zu pachten, zum anderen haben wir uns die nützliche „meine ernte“-Gemüsegarten-Box bestellt. Die enthält Samen, Erde, Anzuchtschalen und ein Anleitungsbuch – so dass wir in der Küche ein paar Tomaten, Kohlrabi, Zucchini und Rote Bete vorziehen konnten. Junge, Junge, ging das schnell! Schon nach ein paar Tagen hatten wir ernstzunehmende Gemüsepflanzen auf der Fensterbank stehen. Leider, leider kam so manches zarte Pflänzchen nicht durch: Eine von zwei Zucchinis gab schon bald den Geist auf, und auch von dem einen oder anderen Kohlrabistängelchen mussten wir uns trennen. „Geht ohne mich weiter, ich halte euch nur auf, ächz, stöhn. Ohne mich habt ihr eine Chance, ihr könnt es schaffen…“

Immerhin: Die Tomaten stehen diesmal, ganz im Gegensatz zum letzten Jahr, da wie eine Eins. Pikieren ist wohl das Fachwort für das Separieren und Umtopfen von Pflanzen, damit sie sich besser entwickeln können. Damit tun wir uns noch etwas schwer – die Angst, etwas kaputt zu machen, ist noch groß. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das Gemüsebeet ist schon so gut wie vorbereitet, und bald geht es ans Aussetzen unser kleinen grünen Schützlinge. Ein großer Moment wirft seine Schatten voraus…

Oma Mohr und der feuerrote Gartenzwerg

Der große Knut

Als Ahnungsloser im Gemüsebeet hat man so seine Klischees im Kopf. Und, seltsam: Obwohl man über Klischees eigentlich spöttelt, bedient man sie auch selbst ganz gern, natürlich mit einem Augenzwinkern. Stichwort: Gartenzwerg. Nicht dass wir fieberhaft auf der Suche nach einem solchen Repräsentanten biedermeierlicher Idylle gewesen wären, aber als Sanne vor einigen Wochen durch die Stadt schlenderte und vor einer Boutique stehen blieb, da wusste sie: So einen muss ich haben. Das Schaufenster der Boutique war mit lauter kniehohen feuerroten Gartenzwergen dekoriert. Sanne ging rein und erfuhr, dass die Zwergendeko demnächst ausgewechselt würde. Einzelne Exemplare seien dann gegen ein paar Euro zu erwerben. Sanne fackelte nicht lange, ließ sich auf die Interessentenliste setzen und erhielt tatsächlich einige Zeit später den Anruf: „Ihr Zwerg möchte abgeholt werden!“

Das perfekte Objekt für den Garten, dachten wir. Aber was würde Oma Mohr wohl dazu sagen? Oma Mohr, so dürfen wir sie in unserem Blog nennen, ist die Pächterin des Schrebergartens, in dem wir zu Gast sind. Sie ist bodenständig und liebt das Natürliche. Ihr Garten soll schön sein und gepflegt, die ganze Pracht soll üppig blühen, aber auf Schnickschnack und Spirenzchen kann sie gut und gerne verzichten. So richtig begeistert würde Oma Mohr wohl nicht sein von einem Gartenzwerg, das war unsere Befürchtung. Und wir lagen nicht ganz falsch. Denn als Sanne unseren kleinen Freund beim nächsten Gartenbesuch hinter dem Rücken hervorzauberte, da wich Oma Mohr für den Bruchteil einer Sekunde zurück. Doch Sanne besitzt Charme und das kleine rote Männchen ein einnehmendes Wesen. Weshalb unsere Gastgeberin schon im nächsten Moment wieder herzlich lächelte. Außerdem hatten wir ja ein kleines Gemüsebeet zur Verfügung gestellt bekommen, das wir gemeinsam zu dritt nach unseren Wünschen beackern dürfen. Und wenn wir schon unsere eigene kleine Scholle in der Scholle haben, dann dürfen wir sie auch dekorieren, wie wir wollen, damit wir uns wohlfühlen. Das hat Oma Mohr gesagt, dazu steht sie. Und so bekam unser Zwerg nicht nur fix einen schönen Platz, sondern gleich auch noch einen schönen Namen: Knut.

Der kleine Knot

Knut hatten wir fleißig schon Freunden und Verwandten gezeigt. Die fanden ihn lustig, nahmen den Ball auf, und so kam es, wie es kommen musste: Als Sanne neulich Geburtstag feierte, da war unter den Geschenken auch eine Miniaturausgabe von Knut. Genauso witzig, genauso feuerrot. Wir tauften ihn Knot. Ein Glück, dass Oma Mohr einmal mehr keine Einwände hatte. Das soll es dann aber auch gewesen sein zu diesem Thema – wir wollen unsere Gastgeberin ja nicht verärgern!

Ansonsten tummeln sich natürlich viele andere Gartenzwerge in der riesigen Schrebergartenanlage – vornehmlich Kinder, die auf den Wegen und in Nachbargärten reichlich Gelegenheit zum Toben finden. Aber es gibt auch grimmigere Vertreter: wie die beiden merkwürdigen Latzhosengestalten, die neulich Schrebergarten für Schrebergarten abklapperten, sich als Dachdecker ausgaben und neue Dächer für die Gartenhütten verkaufen wollten. Hereingebeten in die Anlage hatte sie wohl niemand. Trotzdem: Höflich fragen dürfen sie ja mal, ok. Aber die beiden Waldschrate waren derart aufdringlich und respektlos, dass man schon ein wenig bestimmt werden musste, um sie wieder lozuwerden. Obwohl Oma Mohr mehrmals höflich abgelehnt hatte, hielt ihr der eine permanent den Wellblechdach-Katalog unter die Nase, während der andere, eine Zigarette qualmend, schon fleißig mit dem Ausmessen der Hütte begann. Es wunderte uns, dass das sinistre Duo eine Dreiviertelstunde später immer noch auf dem Gelände war und samt Wellblechdach und Werkzeug an uns vorüberzog – offensichtlich hatte sich doch noch ein armer Gärtner nötigen lassen.

Gruppenbild mit Eintracht-Zwerg und Mr. X

Nachklapp zum Thema Gartenzwerg: Natürlich bedienen wir das Klischee mit einem Augenzwinkern auch zu Hause. Auf dem Schreibtisch steht der lustige kleine Jubelzwerg von Eintracht Frankfurt: die Fäuste geballt, auf den Knien ein Tor, ach was, den Sieg feiernd. „Schwarz-weiß wie Schnee…“ – ein bisschen Lokalpatriotismus muss schon sein.

Neues Beet, neues Glück

Uff, da sind wir wieder. Nach einem langen, fiesen Winter stürzen wir uns in die neue Gartensaison. Na, ja, eigentlich ist es eher ein Vortasten als ein Stürzen. Denn zum einen haben die Temperaturen offenbar den letzten Optimierungsworkshop verpasst, und zum anderen bewegen wir uns auf komplett neuem Terrain. Wir sind nämlich nicht mehr bei „meine ernte“, sondern als Gäste in einem Schrebergarten aufgeschlagen.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: „meine ernte“ finden wir nach wie vor super. Und gerne hätten wir eine zweite Gemüsegartensaison dort mitgemacht. Aber letztlich war der Weg hinaus nach Nieder-Erlenbach einfach zu weit. Mit dem Fahrrad mehr als eine Stunde, mit dem Auto auch noch eine knappe halbe Stunde für einen Weg – das war uns dann doch zu zeitaufwendig. Nein, wir wollten etwas in unserer Nähe. Wo man auch mal schnell zwischendurch nach dem Rechten sehen und wo man sich andererseits auch mal länger aufhalten kann. Tatsächlich sind wir fündig geworden. Und das durch einen Zufall.

Eine Bekannte von Sanne nämlich hatte im Spätsommer 2012 kundgetan, dass sie ihren Schrebergarten abgeben wolle. Das klang super, denn die Schrbergartenanlage ist nur ein paar Minuten mit dem Fahrrad von unserer Wohnung entfernt. Interessierte durften in Abwesenheit der Pächter zwanglos vorbeischauen und den etwa 300 qm großen, allmählich verwildernden Garten begutachten. Auch wir begutachteten… und kamen rasch zu dem Schluss, dass so ein Garten für uns nicht zu bewältigen wäre – aus Zeitgründen, aber auch weil wir nach wie vor in Gärtnerdingen relativ ahnungslos sind.

Beim Gehen stießen wir auf die Besitzerin des wunderbar gepflegten Nachbargartens, eine nette ältere Dame. „Hallo“ – „Guten Tag“, erfreutes Lächeln allerseits. Wir kamen ins Gespräch und erzählten, dass wir nach unserer „meine ernte“-Saison gerne weitergärtenern würden, dass der Aufwand sich aber iin Grenzen halten müsste  – wir haben ja schließlich noch unsere anstrengenden Jobs – und dass wir noch sehr viel zu lernen hätten. Und siehe da: Die ältere Dame war auf der Suche nach Unterstützung. In ein paar Jahren wolle sie den Garten abgeben, bis dahin würde sie sich über nette Interessierte freuen, die ihr helfen und natürlich auch das Areal, bestückt mit Blumen, Kräutern, Brombeeren, Obstbäumen und Gemüse, als Freizeitoase mitnutzen dürfen. Übernahme in ferner Zukunft nicht ausgeschlossen. Sie mache den Garten schon seit Jahrzehnten, sagte die sympathische Rentnerin weiter, und sehr gerne würde sie uns ein paar Dinge beibringen.

Kaum zu glauben. War das nicht genau das, was wir suchten? Die Wellenlänge stimmte, das Konzept klang prima. Glück muss man haben! Und so hielten wir den Winter über lose Kontakt. Auch das lief wunderbar, ganz ungezwungen. Mit dem Ergebnis, dass wir es in dieser Saison mal miteinander versuchen. Einfach loslegen und sehen, was passiert. Herangetastet haben wir uns wie gesagt schon. Und jetzt, da die Temperaturen doch steigen, wird es langsam konkret. Aber: So ein Schrebergarten ist etwas ganz anderes als eine kleine Fläche auf einem riesigen Feld. Hier sind neben Kräutern und Gemüse auch Blumen und Obst zu beackern – das ist eine ganze Menge Holz. Dafür gibt es eine Gartenhütte mit Miniküche, Gartenmöbel und eine Toilette in der Nähe, man kann also auch wunderbar reläxen. Dann gibt es wieder Nachbarn, die viel präsenter sind als die Mitahnungslosen, die wir gelegentlich auf Herrn Kötters Feld getroffen haben. Und: Es gibt eine strenge Gartenverordnung. Wir denken, das wird spannend!