Das Runde muss ins Eckige!

Das Runde muss ins Eckige… Was dieser Fußballspruch von Sepp Herberger mit MirabellenGrünschnabelgärtnern zu tun hat? Eine ganze Menge! Denn in der Gaststätte unserer Kleingartenanlage wird gerne mal der Fernseher eingeschaltet, um den Gästen ein wichtiges Fußballspiel zu zeigen. Ein wichtiges Fußballspiel ist, wenn die Frauen-Nationalelf um die Europameisterschaft kämpft. Und ein wichtiges Fußballspiel ist, wenn Eintracht Frankfurt kickt, egal um was. Gestern Abend war es wieder so weit: Rückspiel der Eintracht um den Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Das Hinspiel vor einer Woche in Baku hatten die Jungs von Trainer Armin Veh 2:0 gewonnen – nun musste der FK Karabach Agdam den schweren Gang in die Commerzbank-Arena antreten, die für Fans natürlich immer noch Waldstadion heißt.

Für uns bedeutete das zunächst: Aufwärmen in Oma Mohrs Garten. Und auch hier musste das Runde ins Eckige. Gemeint sind die Mirabellen und Pflaumen, die ihren Weg in die mitgebrachten Tupperdosen finden sollten. Manche Frucht von den übervollen Bäumen landete auch gleich direkt im Mund – sehr lecker, ein wahres Schützenfest! Wir wollten mehr. Und so ging es um halb neun die paar Schritte rüber in die Vereinsgaststätte, wo der Fernseher schon lief. Es dauerte nur eine knappe Viertelstunde, bis auch Stürmer Alex Meier eine reife Kugel vom Himmel pflückte und perfekt im Kasten des Gegners versenkte. 1:0, Gesamtstand 3:0, da sollte eigentlich nichts mehr anbrennen. Jetzt hingen die Europafrüchte zum Greifen nah.

Mit der klaren Führung im Rücken schmeckten Schnitzel, Salat und Äppler gleich noch mal so gut. Dazu das übliche Fußballgequatsche, ein Schnäpschen mit den Tischnachbarn in Ehren – so gemütlich kann grünschnabelgärtnern sein. Den zwischenzeitlichen Ausgleich durch die Gäste machte das Siegtor von Takashi Inui schnell vergessen. Und so ging der Abend nicht nur für uns, sondern auch für die Eintracht mit einer reichen Ernte zu Ende. Denn der Einzug in die Gruppenphase hat wohl ein paar Millionen in die Kasse der Fußball-AG gespült. Am Sonntag müssen die Adlerträger in der Bundesliga gegen Borussia Dortmund ran. Da hängen die Früchte dann ein kleines bisschen höher…

Beerenjagd

„Autsch!“, zischt es auf der einen Seite. „Arrrrgh!“, kommt es von der anderen zurück. Raschel, raschel, plop. Kruschpel, kruschpel, plop, plop. „Aua!“ So geht das jetzt schon eine halbe Stunde… Mit weißem Eimer und Plastikschälchen bewaffnet, wühlen wir uns vorsichtig durch Oma Mohrs Brombeerhecke. Die Johannisbeeren sind längst durch, aber jetzt gelangen ihre blauschwarzen Nachbarn massenhaft zur Reife. Die Vitamin-C- und ballaststoffhaltige Brombeere ist wirklich eine tolle Frucht – mit dem kleinen Nachteil, dass die Sträucher, an denen sie wächst, voller fieser Dornen sind. Da sticht es durch Hemd und Hose, da bleiben kleine Stachel im Fleisch hängen, werden die extra übergestülpten Fahrradhandschuhe in Mitleidenschaft gezogen. Und doch macht es auch Spaß, immer neue schwarze Früchte im Laub zu erspähen und hin und wieder die Dornen, die sie argwöhnisch bewachen, auszutricksen. Manchmal muss man auch aufpassen, dass man nicht in eine der vielen Bienen und Wespen fasst, die in der Hecke ein kleines Paradies sehen, so wie wir.

Schon vor Wochen haben wir vorsichtig mal hier eine, mal da eine Beere genascht, aber jetzt gilt es, den gesamten Ertrag zu sichern: bevor er verkommt – und bevor er womöglich noch gestohlen wird. Dass soll nämlich vor nicht allzu langer Zeit mal in der Anlage passiert sein, so haben wir gehört Nicht nur in einem Garten, sondern gleich in mehreren. Die Täter waren nachts gekommen und hatten alles mögliche Obst und Gemüse geerntet, der einen oder anderen Pächterin sollen ob des herben Verlusts die Tränen gekommen sein.

Abgesehen davon will Oma Mohr wie jede Saison eine ihrer Töchter beliefern. Ebenjene Tochter hat sich in den letzten Jahren darauf spezialisiert, aus den Brombeeren eine köstliche Marmelade zu fabrizieren. Und nicht nur das: Sie verkauft die Marmelade auch. Da wird natürlich ein bisschen Masse gebraucht. Der weiße Eimer fasst 3 Kilo Beeren, und wir sind gespannt, wie viele Eimer es am Ende der Brombeersaison gewesen sein werden. Die ersten drei Kilo hat Oma Mohr letzte Woche geerntet und eingefroren – aber jetzt  ist sie eine Woche verreist, und deshalb hat sie uns gebeten, die nächsten drei Kilo zu pflücken und bei uns einzufrieren. Was wir gerne tun, zumal wir nebenbei ordentlich naschen und einen Teil der Ernte für uns behalten dürfen. Am Ende haben sich die vielen Kratzer und Piekser, die blutroten Hände gelohnt: Rund 3,75 Kilo Früchte bringen wir zu Hause auf die Waage. Das meiste davon frieren wir ein. An den Sträuchern hängen noch viele grüne und rötliche Beeren, die demnächst blauschwarz, also erntereif sein werden. Da könnte locker ein weiterer 3-Kilo-Eimer herausspringen, schätzen wir. Rechnet man die Früchte mit, die man die ganzen Wochen über schnabuliert, sofort verarbeitet oder zum baldigen Verzehr mit nach Hause genommen hat, dann scheint die Hecke 10 bis 12 Kilo Beeren pro Saison abzuwerfen. Nicht schlecht, Frau Specht. Und längst noch nicht das Ende der Früchtestange. Denn in Oma Mohrs Garten stehen ja auch noch ein Zwetschgen-, ein Mirabellen- und ein Apfelbaum…