Wo und was ist eigentlich Nieder-Erlenbach?

Nachdem wir neulich eher überhastet vorbeigeschaut haben, wollen wir doch einmal genauer wissen, wo und was eigentlich Nieder-Erlenbach ist. Unsere Recherchen ergeben einiges. Spektakulärster Fakt: Hier wohnt Petra Roth, Frankfurts langjährige Oberbürgermeisterin, die bald vorzeitig abtreten wird, um dem Nachwuchs Platz zu machen. Ansonsten ist Nieder-Erlenbach der nördlichste Stadtteil Frankfurts, gerade mal eine knappe halbe Stunde Fahrtzeit mit dem ÖPNV von der Frankfurter City entfernt.

Erstmalig erwähnt wurde Nieder-Erlenbach angeblich 779 im Lorscher Codex, eine frühe Ansiedlung soll es aber schon um 5.000 v. Chr. hier gegeben haben. Und wer hat in all den vergangenen Jahrhunderten noch seine Spuren hinterlassen? Kelten und Römer natürlich. Schon 1376 erfolgte die Anbindung an die freie Reichsstadt Frankfurt, das 1564 verliehene Gerichtssiegel ziert noch heute das Wappen Nieder-Erlenbachs. Später sollen hier Frankfurts bekannteste Patrizierfamilien besonders gern ihre Freizeit verbracht haben. Im 19. Jahrhundert gehörte das Örtchen zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt, bis 1972 war es sogar eine Gemeinde des Landkreises Friedberg. Erst seit 1972 ist Nieder-Erlenbach mit seinen rund 5.000 Einwohnern wieder ein Frankfurter Stadtteil.

Von dieser bewegten Geschichte merken wir bei unserem kleinen Ausflug, den wir heute unternehmen, nichts. Uns erscheint der Ort eher unspektakulär, als wir neugierig durch die menschenleeren Straßen schlendern. Andererseits: Schön ruhig ist es hier, und es gibt wirklich viel Wald und Felder drumherum. Mal sehen, welche Seiten wir noch kennenlernen werden.Traktoren

Ab in die Scheune – das erste Informationstreffen

In den folgenden Wochen berichten regelmäßige E-Mail-Newsletter über den Stand der Vorbereitungen, geben Tipps zur Lagerung von Gemüse und machen Appetit mit leckeren Rezepten. Sanne kauft Gartenhandschuhe, einen Eimer fürs Unkraut, Clogs, eine kleine Hacke und einen Minispaten. Dann die erste Infoveranstaltung – an einem Frühlingsabend um 19 Uhr, in der Scheune des Hofguts Kötter, Nieder-Erlenbach. 70–80 Gemüsegärtner in spe, darunter Singles, Paare und ganze Familien samt Freunden und Bekannten, drängen sich um Sven Kötter und „meine ernte“-Mitarbeiterin Kerstin Oldendorf. 70 Parzellen haben sie insgesamt vergeben, die für Familien haben auch mal die doppelte Größe von unserer. Es wird viel gescherzt und gelacht, zumal die meisten der Anwesenden Greenhorns sind wie wir. Eine Besucherin, Typ Kopfmensch mit Klärungs- und Diskursbedarf, will es genau wissen: „Wie viele Leute hier sind denn Anfänger wie ich?“ Sie lächelt unsicher und weiß gar nicht, wie vielen sie aus der Seele spricht. Als die Mehrzahl der Hände in die Höhe geht, ist sie erleichtert. „Dann werde ich ja nicht die Einzige sein, die dumme Fragen stellt.“

Die Infoveranstaltung ist kurz, nach einer Dreiviertelstunde ist alles vorbei. Man hat kaum etwas gehört, dass nicht auch schon in den E-Mail-Newslettern stand, und doch erfüllt diese Veranstaltung wichtige Zwecke: Man erfährt, wo sich die Beete befinden und dass sie praktisch rund um die Uhr zu erreichen sind. Man sieht, mit wem man es zu tun hat. Man kann Mitgärtnerinnen und -gärtner beäugen, lernt einige schon kurz kennen. Und: Man bekommt noch einmal richtig Lust aufs eigene Gemüsebeet. Im Hofladen nehmen wir noch den letzten verbliebenen Grünkohl mit – kostet ’n Appel und ’n Ei –, dann fahren wir angeregt nach Hause. Beim Zubereiten des Grünkohls fühlen wir uns fast schon wie echte Landwirte, grotesk eigentlich. Aber: Die Vorfreude steigt.

K. Oldendorf, S. Kötter

Gute Laune im Hofmarkt: Kerstin Oldendorf, Sven Kötter